Sektions-/Stadtgeschichte
Chronik der Sektion Bayerwald Straubing e.V.
Von Werner Schäfer
Am 13. Oktober 1901 konstituierte sich im Zunftzimmer der Neumayer’schen Brauerei in Straubing ein „Waldlerverein". Vorsitzender wurde der Journalist Johann Baptist Regner, der 1862 in Neukirchen b. Hl. Blut geboren worden war und sich mit dem neuen Verein einen Herzenswunsch erfüllte. Sein großes Anliegen war, den Bayerischen Wald einer breiteren Öffentlichkeit mit seinen kulturgeschichtlichen Schönheiten und seinen Sitten und Gebräuchen vorzustellen. Der Verein stieß bald nicht nur in Straubing auf Interesse, sondern fand auch auswärtige Mitglieder. Im November 1902 beschloss die Generalversammlung neue Statuten und die Umbenennung in „Verein Bayerwald".
Zum Zeitpunkt der Gründung am 13. 10. 1901 hatte es allerdings in Straubing bereits einen anderen Waldverein gegeben, die auf den 13. April 1891 zurückgehende Sektion des „allgemeinen Waldvereins". Dieser noch heute unter dem Namen „Bayerischer Wald-Verein" bestehende Zusammenschluss war im Jahr 1883 in Deggendorf entstanden. Die Straubinger Sektion wurde von keinem geringeren als dem Hofrat Franz von Leistner geleitet, dem rechtskundigen Bürgermeister der Stadt Straubing. Die Zielsetzungen unterschieden sich gegenüber dem „Verein Bayerwald" durchaus. Es ging dem „allgemeinen Waldverein" vor allem um die Erarbeitung von Wandervorschlägen, die Markierung von Wanderwegen und den Ausbau des Wegenetzes. Immer stärker entwickelten sich daneben touristische Zielsetzungen.
Bald nach dem Entstehen des „Vereins Bayerwald" kam der Gedanke einer Fusion auf. Doch erst am 9. Mai 1926 war es soweit. Im Saal des Gasthofes Volker in Deggendorf wurde ein neuer „Bayerischer Waldverein" aus der Taufe gehoben, mit der vom „Verein Bayerwald" übernommenen Zeitschrift „Der Bayerwald". In Straubing wurde eine neue Satzung gebilligt und im Andenken an den „Verein Bayerwald" erhielt die Ortsgruppe den Namen „Sektion Bayerwald Straubing des Bayer. Waldvereins e.V.".
In den folgenden Jahren bemühte sich die Sektion im Rahmen des Hauptvereins um Werbung für den Wald und seine weitere Erschließung mit Wanderwegen, um die schwierige Situation zu lindern, in die der Bayerische Wald nach dem Ersten Weltkrieg geraten war. Im Grenzland und in den Waldvereins-Sektionen wurde Furcht vor den tschechischen Nachbarn empfunden, es ging um „die Erhaltung des Deutschtums in der Ostmark". Seit 1929 verlagerte sich die Führung des Hauptvereins nach Straubing.
Die Nationalsozialisten machten 1933 den Bayerischen Waldverein zu einem Sammelbecken für die Heimatvereine und Fremdenverkehrseinrichtungen im Gebiet Neuburg v. Wald bis Obernzell. Doch dann entgingen weder der Hauptverein noch die Sektion „Bayerwald" Straubing der Gleichschaltung. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben zum Erliegen.
Ende 1947 erfolgte die Neubelebung mit dem althergebrachten Vereinszweck: „Der Waldverein Straubing bezweckt die Förderung der kulturellen Interessen des Bayerischen Waldes durch Verbreitung der Kenntnisse von Land und Leuten, durch Pflege der Verkehrs – und Unterkunftsverhältnisse, Hebung des Fremdenverkehrs, durch Vorträge in Wort und Bild und durch gesellige Zusammenkünfte".
Mit Beginn der 50er Jahre trat das Wandern im Bayerischen Wald in den Vordergrund. Dazu kamen Großfahrten über die Grenzen Bayerns hinaus. Das Wandernetz wurde ausgebaut, Naherholungsgebiete wurden mit einbezogen. Im September 1975 erwarb die Sektion Straubing von der Gemeinde Rattenberg das über 100 Jahre alte Schulhaus in Gneißen und baute es zu einer modernen, doch preisgünstigen Herberge aus. Seitdem spielt das Wanderheim Gneißen eine erhebliche Rolle im Vereinsleben.
Die Sektion „Bayerwald" Straubing im Bayerischen Waldverein e.V. zählt heute mit rund 1200 Mitgliedern zu den großen Vereinen Straubings. Das Wandern ist nach wie vor ein Hauptziel, aber die breit gefächerten sozialen und kulturellen Vereinsziele werden auch durch eine Reihe von Untergruppierungen verfolgt, die mit ihren Aktivitäten nicht nur zum inneren Gedeihen der Sektion beitragen, sondern darüber hinaus anerkanntermaßen zum gesamten kulturellen Leben der Stadt und der Region.
Seit 1951 gibt es die Trachtengruppe, der eine Sing – und Spielgruppe zur Seite steht. Die Straubinger Wegewarte tragen seit Jahrzehnten maßgeblich zu Erhalt und Ausbau des Wandernetzes im Bayerischen Wald bei. Der 1983 gegründete Stammtisch vor allem für ältere Mitglieder wurde zu einer Institution. 1993 starteten das Radwandern und der Radler-Treff. Als jüngste Untergliederung der Sektion wurden die „Straubinger Krippenfreunde" zu einer weit über Straubing hinaus wirkenden Gruppierung. Es ist was los in der Sektion „Bayerwald" Straubing im Bayerischen Waldverein e.V.!
STRAUBING - Streiflichter aus Geschichte, Kunst und Kultur
Von Werner Schäfer
Die Geschichte der Stadt Straubing beginnt in der Jungsteinzeit vor 8000 Jahren. Alle Epochen der Vor - und Frühgeschichte des Donauraumes fanden hier reichen Niederschlag.. Die Kelten errichteten eine Siedlung „Sorviodurum". Seit der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Chr. wurde Straubing römischer Militärstützpunkt, dann ein wichtiges Zentrum an der Grenze des Römischen Reiches mit einem Steinkastell für 1000 Soldaten, mit einem ausgedehnten Lagerdorf und einem Hafen an der Donau. Ein berühmtes Zeugnis dieser Zeit ist der weltbekannte „Römische Schatzfund" im Gäubodenmuseum.
In Straubing herrschte kein Bruch zwischen Spätantike und frühem Mittelalter. Bereits seit dem 5. Jahrhundert entstanden im heutigen Stadtgebiet Dörfer, die maßgeblich für die Entwicklung einer bajuwarischen Stammeskultur wurden. Das nach einem Sippenführer Strupo benannte „Strupinga", 897 erstmals urkundlich erwähnt, wurde zu einem bedeutenden Marktort, geschützt von Wall und Graben. Sichtbarer Ausdruck für die zentrale Stellung Alt-Straubings an der Donau und wichtige Straßen in den Bayerischen Wald und nach Böhmen ist die romanische Basilika im Historischen Friedhof St. Peter, der mit drei spätgotischen Kapellen und Grabdenkmälern aus sieben Jahrhunderten zu den schönsten und stimmungsvollsten Kirchhöfen in ganz Deutschland zählt.
1218 gründete der Wittelsbacher Herzog Ludwig der Kelheimer die „Neustadt" Straubing. Schon bald wurde sie Sitz eines Stellvertreters des Landesherrn und damit eines der Verwaltungszentren Altbayerns. Und eine solche „Haupt- und Regierungsstadt" blieb Straubing bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Seinen das Stadtbild und die Stadtgestalt prägenden Höhepunkt erlebte es in der Zeit zwischen 1353 und 1425, als es sich als niederbayerische Residenz des Herzogtums Straubing-Holland internationalen Ansehens erfreuen durfte. Vor allem der mächtige Komplex des Herzogsschlosses an der Donau erinnert noch an diese herzoglichen Zeiten und an die fürstliche Administration für den niederbayerischen Donaugau und weite Teile des Bayerischen Waldes.
Seit Beginn des 14. Jahrhunderts wurde der Stadtturm erbaut, der inmitten des beeindruckenden, von Bürger- und Patrizierhäusern eingefassten Marktplatzes empor ragt. Er ist das Wahrzeichen der Stadt. Straubing besitzt mit der Klosterkirche der Karmeliten und der päpstlichen Basilika St.Jakob hervorragende Kirchen der Spätgotik. Das marmorne Grabdenkmal für Herzog Albrecht II. im Mönchschor der Karmelitenkirche zählt zu den besten der Zeit um 1400 in Deutschland. St. Jakob ist nicht nur eine der großen Hallenkirchen Süddeutschlands mit nationaler Bedeutung, sondern birgt mit dem monumentalen Moses-Glasfenster von Albrecht Dürer einen ganz besonderen Schatz.
Die Zeit um 1700 führte zu einer Blüte des Barocks. Das Gotteshaus der Karmeliten erfuhr wie die Kirche der Jesuiten und die spätgotische Votivkirche St. Veit eine höchst geschmackvolle Umgestaltung im Stil des neuen Zeitgeschmacks. Mit der neu errichteten Schutzengelkirche in der Altstadt erhielt Straubing nicht nur eine typische barocke Franziskanerkirche, sondern in den hervorragenden Altargemälden auch eine kostbare Galerie barocker Ölgemälde. In der Wallfahrtskirche Frauenbrünnl wirkte der ganz junge Cosmas Damian Asam an der Seite seines reifen Vaters Georg Asam als Feskant. Die Epoche gipfelte schließlich in der Ursulinenkirche, dem letzten gemeinsamen Werk der Gebrüder Asam, die zu den größten Meistern des süddeutschen Barocks gehörten.
Doch Straubing ist mehr als Geschichte und Kunst. Der Stadtplatz mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem spätgotischen Stadtturm, ist nicht nur bewundernswertes Denkmalensemble sondern zugleich Fußgängerzone, Einkaufsmeile, Stätte des Verweilens und des südlichen Flairs. Man weiß zu leben in Straubing und die Feste zu feiern.. Im August strömen mehr als eine Million Besucher hier her, zum Gäuboden-Volksfest. Dazu gehört auch die Regionalmesse „Ostbayernschau". Ende September liegt die Klangwolke von BLUVAL, dem internationalen Musikfest für Blasinstrumente über der Stadt und ihren Märkten, Plätzen, Gassen und Innenhöfen. Alle vier Jahre finden im Hof des Herzogsschlosses die „Agnes-Bernauer-Festspiele" statt, die vom Leben und Tod der Bernauerin berichten. Das ganze Jahr über immer einen Besuch wert ist der Tiergarten, der einzige in Ostbayern, mit über tausend Wildtieren, ein beliebtes Ziel für Familienausflüge nach Straubing, die moderne alte Stadt an der Donau und das Tor zum greifbar nahen Bayerischen Wald.
Eine ausführliche Version der Chronik und der Stadtgeschichte finden Sie hier